Oguzhan Gökal
Geschäftsführung IT
08.10.2025
In Teil 1 unserer Blogserie haben wir beleuchtet, welche besonderen Anforderungen die Baubranche an Cloud-Migrationen stellt. Hier geht’s zum Artikel.
In diesem zweiten Teil geht es um ein Thema, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, aber enorme Wirkung entfaltet: die digitale Identität. Während andere Branchen Single Sign-On (SSO) schon lange nutzen, steht die Baubranche heute an dem Punkt, dieses Thema nachzuziehen. Und genau hier setzt unser Branchenfokus an: Wir übersetzen moderne IT-Konzepte in den spezifischen Kontext von Bauprojekten.
Der Alltag mit vielen Passwörtern
Der Tag beginnt auf der Baustelle: Erst die Windows-Anmeldung, dann die E-Mails, danach das Projektcontrolling und zum Schluss die Bauzeiten-App. Vier Logins, vier Passwörter – und das alles noch vor dem ersten Kaffee.
Was wie eine Kleinigkeit klingt, summiert sich über den Tag. Mehrfachanmeldungen kosten Zeit, führen zu Frust und senken die Sicherheit, weil Mitarbeitende zwangsläufig mit Workarounds arbeiten: vom Passwort auf dem Zettel bis hin zum überall gleichen, schwachen Kennwort.
Warum gerade jetzt Handlungsbedarf besteht
Die Baubranche arbeitet heute mit einer einzigartigen Mischung aus Systemen: modernste Cloud-Tools, etablierte Fachanwendungen und jahrzehntealte Speziallösungen. Über Jahre war der Fokus darauf gerichtet, Projekte erfolgreich umzusetzen – weniger darauf, die IT-Identitäten zu vereinheitlichen.
Das Ergebnis: ein Nebeneinander aus vielen Konten, Logins und Berechtigungen. Für die Mitarbeitenden ist das unübersichtlich, für die Organisation ineffizient. Gleichzeitig haben andere Branchen gezeigt, wie stark SSO die Arbeit erleichtert. Es ist also kein Versäumnis, sondern schlicht eine andere zeitliche Prioritätensetzung – und genau deshalb lohnt es sich, jetzt aufzuholen.
Zwei Welten, ein Ziel
Die Herausforderung besteht darin, unterschiedliche Technologiewelten zu verbinden:
Am Ende steht für die Anwenderinnen und Anwender immer dasselbe Ergebnis: eine Identität, ein Login, ein Passwort – unabhängig davon, welches System sie nutzen.
Ausgangslage in vielen Projekten
Wir sehen in der Praxis oft sehr ähnliche Strukturen:
Ein klassisches Active Directory für die PC-Anmeldung, ein Entra ID für Microsoft 365 – und dazwischen mehrere Fachanwendungen, die gar nicht angebunden sind. Nicht selten fehlt sogar die Kopplung zwischen AD und Entra ID, sodass Mitarbeitende mit zwei parallelen Identitäten arbeiten.

Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Ansatz lassen sich diese Inseln Schritt für Schritt zusammenführen.
Vom Nebeneinander zum One-Identity-Konzept
Der Weg zur einheitlichen Identität erfolgt in klaren Schritten:
Zuerst werden Active Directory und Entra ID verbunden, sodass PC-Anmeldung und Cloud-Zugang zusammenfallen. Danach folgt die Integration moderner Cloud-Apps und schließlich die Einbindung von Legacy-Systemen. Für besonders alte Anwendungen entwickeln wir individuelle Brücken.
So entsteht Schritt für Schritt ein einheitliches Nutzererlebnis: Mitarbeitende melden sich einmal an und haben Zugriff auf alles, was sie brauchen.

Beispiel aus der Praxis
Ein mittelständischer Akteur aus der Baubranche kombinierte bislang Microsoft Teams, ein klassisches Kostenverfolgungssystem und eine ältere Bauzeitenplanungssoftware. Jede Anwendung erforderte einen eigenen Login.
Nach der Einführung von SSO ist die Lage eine andere: Teams und DocuWare laufen über Entra ID, die Legacy-Systeme sind ans lokale Active Directory angebunden, und die Spezialsoftware wurde über einen eigenen Identitätspool integriert. Für die Mitarbeitenden heißt das: ein Login – egal wo, egal womit.
Mehrwert für die Baubranche
Ein durchgängiges SSO schafft spürbare Vorteile:
Ein durchgängiges Single Sign-On ist kein Detail, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor moderner IT-Landschaften. Es reduziert Komplexität, stärkt die Sicherheit und schafft die Basis für reibungslose, digitale Zusammenarbeit. Mitarbeitende müssen sich nicht länger mit Passwörterlisten, parallelen Identitäten oder unnötigen Anmeldehürden herumschlagen – sie können sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren.
Der Weg dorthin erfordert eine klare Strategie: bestehende Systeme schrittweise integrieren, Schnittstellen nutzen und für ältere Anwendungen passende Brücken entwickeln. Entscheidend ist, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: eine einzige Identität für alle Systeme, unabhängig von Alter oder Technologie.
Damit entsteht ein IT-Betrieb, der effizienter, sicherer und zukunftsfähiger ist – und Organisationen die Freiheit gibt, sich auf Projekte und Geschäftsentwicklung zu konzentrieren, statt auf Passwortprobleme.